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Valmet 702S-4 der Allrad Vorreiter

Valmet Trecker 702Der Valmet 702S-4 war ein praktischer Traktor mit hervorragender Traktion. Er brachte 4040 kg auf die Waage und hatte mit 2450 mm einen relativ langen Radstand. Sein durchgehender Unterboden bot mehr Bodenfreiheit als die heutigen Traktoren in dieser Leistungsklasse.

Der Allradantrieb in Fahrzeugen gewann in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre an Popularität. Die Technik im Bereich der Antriebsachsen hatte sich dank der neuen Planetenuntersetzungsgetriebe in den Radnaben erheblich verbessert. In dieser Anordnung wurden die Gleichlaufgelenke entlastet und der Wendekreis verkleinert. Mit dieser neuen Technologie führte Valmet im Frühling 1978 seine erfolgreichen Allradmodelle 702-4 und 702S-4 ein. 1975 hatte Valmet mit dem 1102-4 bereits ein Modell mit HD-Industrievorderachse vorgestellt. Diese NAF-Achse war schwer, und die Differentialwelle wurde auf der linken Seite geführt. Bei der Planung eines Allradmodells für die Leistungsklasse von 75 bis 90 PS wollte Valmet eine Welle verbauen, die ideal nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Forstwirtschaft war.

Eine solche Achse gab es beim italienischen Hersteller Carraro. Die AE3-Achse war sehr schlank geformt, das Differentialgehäuse saß auf der Mitte der Achse, welche mittig mit Lagern zur Kardanwelle ausgerüstet werden konnte.

In diesem Fall jedoch ist die Bezeichnung „Kardanwelle“ irreführend, da die Kraft vom Getriebe zur Vorderachse über eine gerade Welle ohne Kreuzgelenke übertragen wurde. Dieser Valmet war das erste Modell mit einem Aufbau, der später zum Merkmal von Valmet- und Valtra-Traktoren wurde: Die Kraft wird innerhalb einer geschlossenen Einheit auf die Vorderachse übertragen. Die Valmet 02-Serie hatte keine Niederdruckhydraulik, weshalb der Allradantrieb mithilfe einer mechanischen Klauenkupplung geschaltet wurde. Die Drehzahldifferenz zwischen den Vorder- und Hinterrädern war sehr gering, da die Voreilung der Vorderräder nur etwa 1 bis 2 Prozent betrug.

Da die Achse einen Lenkwinkel von maximal 40 Grad hatte, waren die Vorderräder möglichst groß dimensioniert – ab 13.6/28, während die Hinterräder 18.4/34 hatten. Daher hatte der Traktor am niedrigsten Punkt seines durchgehenden Unterbodens fast einen halben Meter Bodenfreiheit. Der Nachteil der großen Räder war der ungünstige Wendekreis von etwa 12 Metern, was auf den Lenkwinkel der Achse zurückzuführen war. Dank seiner großen Räder hatte der Allrad-Valmet eine enorme Zugleistung. Er war äußerst geländegängig, und in Norwegen wurde der Valmet 702-4 zum besten Forsttraktor ernannt. Damals war eine Differentialsperre für die Vorderachse nicht üblich, was jedoch dadurch ausgeglichen wurde, dass sie einen möglichst großen Wankwinkel von 11 Grad in beide Richtungen hatte.

Die Spurstange saß am Vorderachsträger und musste mit einer robusten Stoßstange geschützt werden. Es wurden zwei Allradmodelle angeboten: der 702-4 mit dem 75-PS-Saugmotor Valmet 411 B und der 702S-4 mit dem 91-PS-Turbomotor 411 BS (Leistungsangaben nach DIN). Kurz vor der geänderten Farbgebung im Jahr 1979 wurden die Zylindermaße der 4,2-Liter-Motoren 411 B/BS an jene der 611 C/ CS-Sechszylinder angepasst, sodass sich der Hubraum bei 411 C/CS auf 4,4 Liter vergrößerte. Die 1979 eingeführten „Studentenmodelle“ hatten ein helleres Gelb und einen schokoladig anmutenden Ton als Karosserielackierung.

Die Räder und das Dach waren weiß lackiert, und das Dach erinnerte an den klassischen Absolventenhut. Die Modelle gab es auch mit einem zusätzlichen HiTrac-Gang, der die Anzahl der 8+2R Gänge verdoppelte. Bis heute haben die Modelle 702-4 und 702S einen hohen Wert. Mit diesen Traktoren konnte Valmet innerhalb kurzer Zeit Allradmodelle anbieten. Bei der Einführung der Volvo BM Valmet Serie 1982 gehörte der Allradantrieb beinahe schon zu den Standardmerkmalen.

Quelle: www.valtra.de
Text Hannu Niskanen

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