Nachdem Scantrac, der gesellschaftliche Zusammenschluss von Volvo BM und Valmet, Anfang der 1980er Jahre begonnen hatte, die Produkte der Muttergesellschaften außerhalb Finnlands zu vermarkten, entwickelte sich das Allradmodell Valmet 604-4 zu einem Verkaufsschlager.
Der 604-4 war der Nachfolger der leichten Valmet 502 und 602. Trotz aller Beliebtheit wurde jedoch immer wieder das 6V/2R-Getriebe dieses Traktors kritisiert, das häufig als veraltet galt.
Folglich entwickelte das Valmet-Werk in Tourula/Jyväskylä ein neues 8V/4R-Getriebe für die 05er-Modelle 505 bis 905. Dieses neue Getriebe stellte einen großen Fortschritt dar. Es war vollsynchronisiert, und die Schrägverzahnung der Gangräder gewährleistete uverlässigkeit und Laufruhe. Zudem war das Getriebe druckgeschmiert.
Die Zahnräder für die Getriebe für größere Traktoren wurden bei Volvo BM gefertigt. Als sich der schwedische Partner aus marktstrategischen Gründen entschied, die Produktion von Traktorteilen einzustellen, musste Valmet eine neue Lösung finden. Die Antwort lieferte das Schwesterwerk in Brasilien. Damals unterstützte die brasilianische Regierung inländische Unternehmen durch Exportbeihilfen, was die Fertigung des neuen Getriebes für Valmet in Finnland und Valmet do Brasil zur Win-Win-Situation machte. Zur Produktionsvorbereitung wurden die besten Zulieferer des Landes, darunter auch ZF, hinzugezogen. Getestet wurde das Getriebe dann in Finnland. Nur ein Vorurteil blieb: War auf die brasilianische Qualität wirklich Verlass? Die allgemeine Skepsis erwies sich als ungerechtfertigt – die Fertigungsgüte des neuen Getriebes übertraf alle Erwartungen.
Im Motorenwerk Linnavuori wurde der 2,7-Liter-Motor Valmet 310B überarbeitet, erhielt unter anderem einen Turbolader und nannte sich fortan TD 27. Der Motor war in zwei Leistungsklassen erhältlich: 53 PS für den Volvo BM Valmet 305 und 61 PS für den Volvo BM Valmet 405. Der Stahlrahmen des Traktors diente als Kraftstofftank. Äußerlich war der Rahmen baugleich mit den größeren Modellen und schützte die Gelenkwelle für den Allradantrieb. Die angetriebene Vorderachse von ZF erreichte einen Schwenkwinkel von 50 Grad und verlieh dem Traktor außergewöhnliche Wendigkeit.
Auch die Hydraulik war eine Weiterentwicklung früherer Modelle. Die Kabine basierte größtenteils auf dem Vorgängermodell 604. Zur damaligen Zeit wurde zwar eine komplett neue abgerundete Kabine mit rahmenlosen Glastüren entworfen, aber die Vertriebsabteilung hielt diese „Hubschrauberkabinen“ für zu avantgardistisch – eine Fehlentscheidung.
Die neuen Traktoren wurden im Juni 1985 in Suolahti vorgestellt und erhielten eine äußerst positive Rückmeldung. Vermarktet wurden die neuen Produkte unter dem Namen Volvo BM Valmet, da Volvo BM ja weiterhin Teile, beispielsweise für die Hinterachse, lieferte. Der 305 und der 405 sollten die letzten Modelle mit Doppelnamen sein, denn im Folgejahr wurden alle Modelle kürzer als Valmet bezeichnet. Bis heute haben diese Fahrzeuge einen sehr guten Ruf und stehen bei Traktorbesitzern hoch im Kurs. Händler bestätigen, dass diese Modelle bei Inzahlungnahme sofort wieder einen Käufer finden.
Bericht: Hannu Niskanen
Quelle: Valtra Team
Webseite: www.valtra.de