Alle Hände voll zu tun in der Werkstatt
Lautes Tuckern erfüllt die Restaurierungswerkstatt des Museumsdorfes Hösseringen. Der alte Lanz erwacht dröhnend zum Leben und spuckt kleine Dieselwölkchen aus. Zufrieden dreht Philipp Ramünke den Schlüssel wieder auf „Aus“ und wohltuende Ruhe kehrt in der großen Halle, die zu den Werkstatträumen des Museums gehört, ein. Viel Platz ist hier derzeit nicht, denn neben dem Lanz Alldog von 1955, der seine Feuertaufe soeben bestanden hat, steht die Kartoffelsortiermaschine und wartet ebenfalls auf die kundige Hand des Restaurators. Beide Maschinen sind den Museumsbesuchern wohl vertraut, denn sie sind seit Jahren regelmäßig im Einsatz bei Aktionstagen. Nun ist eine Generalüberholung fällig.
„Jedes Jahr beim Erntedankfest holen wir die Kartoffelsortiermaschine heraus, um unseren Gästen zu zeigen, wie früher die Ernte sortiert wurde“, erläutert Philipp Ramünke und dreht zum besseren Verständnis die große Kurbel. Schon setzt sich der „Rüttelkasten“ mit dem groben Metallgitter in Bewegung. „Auf diese Weise wurden die Kartoffeln von der Erde befreit und die kleinen Früchte aussortiert“, erzählt er. Weggeworfen wurden diese selbstverständlich nicht, zu wertvoll war das, was der Acker hergab.
Im Rahmen der diesjährigen Wartung nimmt der Restaurator kleinere Reparaturen vor, so müssen verschlissene Holzteile erneuert werden, Schrauben sind nachzuziehen und Scharniere zu festigen. „So eine Maschine verbraucht sich bei regelmäßigem Einsatz natürlich“, so Ramünke und bestreicht die Oberflächen sorgfältig mit Leinöl. Sogleich leuchtet die historische Beschriftung in kräftigen Farben auf. „Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte Suderburg in Hannover“ steht auf dem Typenschild. Es handelt sich um eine Maschine, die nach Deutschem Reichspatent wohl in den 1930er-Jahren gefertigt wurde. Den Tipp, einfaches Leinöl für die Oberflächenbehandlung zu verwenden, hat Philipp Ramünke von einem Spezialisten der Firma Hanomag, der kürzlich zur Beratung im Museumsdorf weilte. Denn die Vielzahl an Geräten, Maschinen und Motoren braucht regelmäßige Pflege, um als Teil der Sammlung und Zeugnis landwirtschaftlicher Entwicklung erhalten zu bleiben. Das betriff auch den alten Lanz Alldog, den eine Familie aus Uelzen dem Museum im Jahre 2010 spendete. „Da stecken tolle Innovationen drin“, begeistert sich der Restaurator. „Die Firma Lanz war damals ihrer Zeit voraus, konnte sich mit einigen Neuerungen aber noch nicht durchsetzen“. So kann das Mähwerk hochgeklappt und ein Hänger mit Sitzvorrichtung für sechs Personen angehängt werden. „Damit fuhr man früher zur Arbeit aufs Feld“, so Ramünke.
Auch beim Lanz kommt Leinöl zur Oberflächenbehandlung zum Einsatz. Zudem wurden die Maschinenteile auseinandergenommen und gereinigt, an der Reihe war der Fliehkraftregler ebenso wie das Mähwerk. Vor dem Auseinanderschrauben dokumentiert Philipp Ramünke sorgfältig jedes Bauteil und fotografiert den Ist-Zustand. Schließlich soll anschließend alles wieder zusammenpassen. Auch der Motor ist nun generalüberholt. „Der stammt von der Firma Triumph, denn Motoren wurden bei Lanz nicht selbst gebaut“, weiß der Restaurator und freut sich, dass nun alles wieder „wie geschmiert“ läuft. Der nächste Einsatz kann kommen.
Text und Bilder:
Museumsdorf Hösseringen – Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide
Landtagsplatz 2
29556 Suderburg-Hösseringen
Internet: www.museumsdorf-hoesseringen.de