Wer einen Oldtimer restaurieren will, braucht dazu Erfahrung, sehr viel Zeit und Geduld.
Nicht selten werden die Kosten für die Restaurierung eines Oldtimertreckers von Laien stark unterschätzt. Da findet man einen alten, stillgelegten Trecker in einer Scheune und glaubt, das, ein wenig Blecharbeiten und noch etwas Farbe nötig sind, damit der Trecker wieder wie neu aussieht.
Wer jetzt zu schnell und unüberlegt kauft, weil der Verkäufer für sein altes Schmuckstück aus 2. Familien Generation nur wenige hundert Euro haben will, macht einen großen Fehler.
Gerade dann wenn Motor und Getriebe nicht mehr funktionieren, sind die Kosten für eine Vollrestauration nicht abzuschätzen. Hier sollte man unbedingt einen fachkundigen Berater zum Kauf hinzuziehen.
Hut ab vor dem, der sich privat eine solche Mammutaufgabe zutraut, und einen Traum auf 4 Rädern wieder herstellt.
So wie Herr Ville Toppinen aus Finnland mit seinem Valmet 361D. Vor ihm stand eine scheinbar unlösbare Aufgabe. Weil das Getriebe gebrochen war, wurde der Trecker im Jahr 2000 still gelegt. Ganze 9 Jahre verbrachte dann der Valmet 361D draußen im Freien. Das sind neun finnische Winter denen der Trecker ausgesetzt war. Durch den Auspuff drang Regenwasser in den Verbrennungsraum. Das zerstörte den Motor und die Einspritzpumpe. Frost und Eis sprengten auch den Kühlergrill. Motorhaube und Frontseite waren durch einen Unfall stark beschädigt. Eigentlich ein hoffnungsloser Fall und längst an der Zeit in die Schrottpresse zu packen, doch Ville Toppinen wollte dem Valmet 361D ein zweites Leben schenken und machte sich im Jahr 2009 an die Arbeit.
Seine Großeltern kauften den Valmet 361D im Jahr 1961 für ihren Milchviehbetrieb in Finnland. Die ersten guten Erfahrungen mit dem Hersteller machte Sie mit einem Valmet 33. Vor dem Valmet 33 hatten seine Großeltern einen Zetor 25.
Auf dem Bauernhof war der Valmet 361D zwanzig Jahre lang der einzige Trecker zur Versorgung der Kühe, für Arbeiten im Wald und auf dem Feld. Bis Anfang der 80er Jahre ein zweiter Valmet 602 hinzu kam und der Valmet 361D nur noch leichte Arbeiten verrichten musste. Doch der 602 wurde zu klein und man entschied sich für einen Valmet 705. Aber der Valmet 361D blieb auf dem Hof und leistete bis Ende der 90er Jahre vor einer Kreissäge seine Dienste. Heute gibt es den Bauernhof nicht mehr, man lebt nur noch von der Forstwirtschaft. In seiner Kindheit verbrachte Ville jeden Urlaub auf dem Hof seiner Großeltern, wo er die Valmet Schlepper fahren konnte. Das allein erklärt schon die viele Arbeit für die Erneuerung. Die Arbeit machte er sich aber auch, weil seine beiden Söhne bei der Restaurierung dabei sein konnten. Auch für Sie tat er es und sein Wunsch ist es den Valmet 361D später einmal an seine Enkelkinder weiter zu geben. Mit seiner Familie wohnt Ville Toppinen in einem Vorort von Vaasa mit einem Haus und einem großen Garten. In den Wintermonaten räumt der Oldtimertrecker bei ihm und ein paar Nachbarsgrundstücken sowie der dazu gehörigen Straße den Schnee.
Inzwischen ist der Valmet 361D über 50 Jahre alt, aber an Rente denkt da noch keiner. Auf dem Anwesen leistet er auch im Sommer Arbeiten wie ein kleiner Hoftrecker. Kurze Transportwege sind bei rund 30 km/h Höchstgeschwindigkeit auf den finnischen Straßen kein Problem.
Ville ließ sich den Trecker schon 2008 zu sich nach Vaasa bringen, doch das Haus war noch nicht fertig gebaut, so dass er die ersten zwei Jahre keine Zeit fand und nur nebenbei über das Internet nach Ersatzteilen suchte und recherchierte. Mit der Reparatur des Treckers konnte er dann 2010 anfangen und er brauchte zwei weitere Jahre bis zur Fertigstellung. Das Datum des ersten Probelaufes weiß er noch genau. Es war der 16.08.2012. Die vielen Arbeitsstunden in der Garage hat er nicht gezählt. Ville versicherte es waren sehr, sehr viele Stunden und das ein oder andere Bier….
Die Kosten für Ersatzteile lagen bei rund 2.000 Euro was den Schlepper dank der hohen Eigenleistung jedenfalls finanziell für seinen Besitzer preiswert macht.
Wie gut eine Vollrestaurierung gelungen ist, erkennt man an der Frage ob es ein weiteres Oldtimertrecker Projekt geben wird. Die Antwort von Ville: „Ja, auf jeden fall. Einiges werde ich anders machen, weil ich aus den Fehlern gelernt habe.“ Ihn interessieren alle roten Valmet Modelle und die nächsten beiden sollen ein Valmet 20 und 33 werden.
Nach dieser ersten gelungenen Vollrestaurierung wünschen wir Ville Toppinen für alle folgenden Oldtimer-Projekte weiterhin viel Erfolg.
Technische Daten des Valmet 361D
Type: 361D
Motor: Sisu Valmet 310D
Kraftstoff: Diesel
Motorleistung: 35 kW / 46 PS
Anzahl der Zylinder: 3
Hubraum: 2685 ccm
Bohrung x Hub mm: 100 x 114
Drehmoment: 157 Nm bei 1300 U/min
Getriebe: 6 Vorwärts und 2 Rückwärts
Geschwindigkeit: 3,3 bis 28,5 km/h
Hydraulikdruck: 130 bar
Hubkraft an der Heckhydraulik: 1.200 kg
Drehzahl Zapfwelle im Heck: 540 U/min
Abmaße: Länge 3000 mm x Höhe 1750 mm
Wenderadius: 5,8 Meter
Eigengewicht: 1.770 kg
Dieseltank: 40 Liter
Herstellungsjahre: von 1960 bis 1965
Vorderräder: 6.5-16
Hinterräder: 14.9 -24
Vorgänger: Valmet 359D
Nachfolger ab 1964: Valmet 565
Herr Ville Toppinen aus Finnnland ist Autor auf Wikipedia. Aus den Erfahrungen schreibt er Artikel über den Valmet 361D in englischer Sprache. Auch über den Valmet 565 hat er einen Artikel auf Wikipedia verfasst. Dieser erschien in seiner Landessprache finnisch.
Alle Bilder zur Restaurierung des Valmet 361D ansehen!
Text: Dirk Stegemann
Bilder: Ville Toppinen
Wow ist der Geil geworden echt Klasse
Echt super geworden tolle Arbeit
Der Trecker ist super gemacht. Toll!!!
Schön das es Menschen gibt, die mit viel Liebe zum Detail, einen so alten Valmet, wieder herstellen. Ich finde er ist Super gut gelungen und schön anzusehen.