Bei den diesjährigen Le Mans Classic erinnert Mercedes-Benz vom 6. bis 8. Juli 2012 an die triumphale Rückkehr der Marke in den Rennsport vor 60 Jahren. Am 14./15. Juni 1952 gewinnen Herrmann Lang und Fritz Rieß das 24-Stunden-Rennen von Le Mans vor ihren Teamkollegen Theo Helfrich und Helmut Niedermayr.
Der souveräne Doppelsieg mit dem damals neu entwickelten Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194) in ihrer ersten Wettbewerbssaison nach dem Zweiten Weltkrieg gehört zu den großen Erfolgen für die Stuttgarter Rennabteilung. Zugleich ist die Saison 1952 die Geburtsstunde der späteren Mercedes-Benz SL Serienfahrzeuge, die mit den Typen 300 SL (W 198, 1954) und 190 SL (W 121, 1957) ihren Serienbeginn hat.
Den Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1952 lässt Mercedes-Benz Classic in diesem Sommer bei den Le Mans Classic 2012 wieder lebendig werden. Drei Originale des 300 SL Rennsportwagens werden bei dieser international renommierten Veranstaltung des historischen Motorsports präsent sein: der weltweit älteste existierende SL (Chassis-Nummer 2; die Nummer 1 wurde seinerzeit vom Werk verschrottet), der 300 SL Rennsportwagen (Chassis-Nummer 5), der unter anderem im Jahr 1952 bei der Carrera Panamericana teilnahm, und das 1952 in Le Mans eingesetzte Trainingsfahrzeug (Chassis-Nummer 6).
Diese legendären Wettbewerbsfahrzeuge sind leibhaftige Zeugen der Rennsport-Geschichte von Mercedes-Benz. Ihre außergewöhnliche Biografie im Kontext mit diesem historischen Ort ist das Kernthema auf der Ausstellungsfläche von Mercedes-Benz Classic an der Rennstrecke von Le Mans.
Die Rennsport-Geschichte von Mercedes-Benz spiegelt sich aber nicht allein in den Fahrzeugen wider, sondern ebenso in den faszinierenden Piloten, die am Steuer silberner Rennwagen zahlreiche Erfolge für die Marke errungen haben. Deshalb sind die ehemaligen Mercedes-Benz Rennfahrer Hans Herrmann, Klaus Ludwig und Jochen Mass – jeder Einzelne mit mindestens einem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans – als Botschafter der Marke bei den Le Mans Classic 2012 im Zeichen des Mercedes-Sterns aktiv.
Hochrangige Veranstaltung des historischen Motorsports
Seit der Premiere vor zehn Jahren hat sich Le Mans Classic als hochrangige Veranstaltung des historischen Motorsports etabliert. Der Event findet alle zwei Jahre statt und erinnert an die bis in das Jahr 1923 zurückgehende Geschichte der Langstrecken- und Zuverlässigkeitswettbewerbe in Le Mans. Im Zentrum steht dabei der 24-Stunden-Wettbewerb, der von 16 Uhr am Samstag bis 16 Uhr am Sonntag dauert. In dieser Zeit fahren die Klassiker allerdings nicht kontinuierlich, sondern starten in sechs Gruppen. Dabei werden alle teilnehmenden Fahrzeuge entsprechend ihres Baujahrs einer Gruppe zugeordnet. Jedes dieser „Grids“ absolviert im Rahmen des Rennens drei Starts nach dem klassischen Muster von Le Mans.
Dazu kommen Demonstrationsfahrten, Paraden und Touren mit historischen Bussen auf der Rennstrecke. Rund um den Kurs entsteht außerdem für drei Tage ein glänzendes Fest des historischen Renn- und Motorsports mit mehr als 8.000 Fahrzeugen auf rund 180 Hektar Fläche.
Die Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic bei den Le Mans Classic 2012.
Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194), 1952
Mercedes-Benz greift nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1952 mit dem 300 SL Rennsportwagen der Baureihe W 194 wieder in den internationalen Motorsport ein. Basis des Fahrzeugs ist ein extrem leichter, aber dennoch sehr verwindungssteifer Gitterrohrrahmen, über den sich eine elegant geschwungene Leichtmetallkarosserie aus Aluminium-Magnesium-Blech wölbt. Weil der Gitterrohrrahmen an den Seiten aus Gründen der Steifigkeit vergleichsweise hoch ansetzt, kann der W 194 nicht mit herkömmlichen Türen versehen werden; so kommt der Rennsportwagen zu den charakteristischen Flügeltüren, die am Dach angeschlagen sind. Dieses Detail wird 1954 der Seriensportwagen 300 SL (W 198) übernehmen und bringt den Fahrzeugen schnell den Beinamen „Gullwing“ ein.
Als Antrieb des W 194 dient der 170 PS (125 kW) starke Reihensechszylindermotor M 194 mit 2.996 Kubikzentimeter Hubraum. Seine Rennsport-Premiere erlebt der im März 1952 präsentierte 300 SL bei der Mille Miglia im Mai 1952. Zu den großen Erfolgen des W 194 gehören in seiner ersten und einzigen Rennsaison der Dreifachsieg im Preis von Bern, die spektakulären Doppelsiege beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und bei der 3. Carrera Panamericana in Mexiko sowie der Sieg beim großen Jubiläumspreis vom Nürburgring.
Unmittelbar nach 1945 besaß die damalige Daimler-Benz AG weder die Mittel noch die Kapazität, um einen Formel-1-Rennwagen grundlegend neu zu entwickeln und zu bauen, zumal mit einer unmittelbar bevorstehenden Änderung der Formel zu rechnen war. Deshalb beschloss man in Stuttgart, auf das Vorhandene zurückzugreifen und einen Sportwagen zu entwickeln. Zurückgegriffen werden konnte 1952 auf den Motor des Mercedes-Benz 300, der als „Adenauer-Wagen“ bekannt wurde. Entsprechend modifiziert, leistungsoptimiert und in den neuentwickelten Gitterrohrrahmen eingesetzt, trieb er nun auch den 300 SL an. Karossiert war der Rennsportwagen entweder als geschlossener Flügeltürer oder wahlweise für bestimmte Renneinsätze als Roadster.
Die Fahrer für Mercedes-Benz Classic bei den Le Mans Classic 2012
Hans Herrmann
Geboren: 23. Februar 1928 in Stuttgart
Nach seinem Debüt im Motorsport holt Mercedes-Benz Rennleiter Alfred Neubauer den 25-jährigen Hans Herrmann zur Saison 1954 ins Werksteam der Daimler-Benz AG. Beim Großen Preis der Schweiz erreicht Herrmann am 22. August 1954 den dritten Platz. Das Avus-Rennen am 19. September 1954 beenden die Mercedes-Benz Fahrer auf ihren drei Stromlinien-Wagen W 196 R mit einem Dreifachsieg in der Reihenfolge Karl Kling, Juan Manuel Fangio, Hans Herrmann.
In der Rennsaison 1955 bestreitet Herrmann insgesamt acht Sportwagenrennen und zehn Läufe in der Formel 1. Beim Grand Prix von Monaco springt er für Kling ein und wird bei einem Unfall schwer verletzt. Trotz vollständiger Genesung kommt er für Mercedes-Benz nicht mehr zum Einsatz, da sich das Unternehmen im Oktober 1955 aus dem Motorsport zurückzieht. Damit ist Herrmanns Engagement für Mercedes-Benz zunächst beendet.
Er setzt jedoch seine Motorsportkarriere fort und fährt in den folgenden Jahren wieder Renn- und Sportwagen-Wettbewerbe. Nach Einsätzen in der Formel 2 und Formel 1 beendet er 1970 seine aktive Laufbahn mit einem Sieg auf Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans. Bis zum heutigen Tag ist Herrmann für Mercedes-Benz bei historischen Veranstaltungen im Einsatz.
Klaus Ludwig
Geboren: 5. Oktober 1949 in Bonn
Der von den Fans mit dem Spitznamen „König Ludwig“ belegte Rennfahrer und dreifache DTM-Meister Klaus Ludwig wird 1949 in Bonn geboren. Seine Karriere im Motorsport beginnt Anfang der 1970er-Jahre mit Slalomrennen, Orientierungsfahrten und Tourenwagenrennen. Zu seinen ersten großen Erfolgen zählen die Meistertitel in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) der Jahre 1979 und 1981 sowie Siege beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans in den Jahren 1979, 1984 und 1985. Zur Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) kommt Ludwig 1985, wo er zunächst für Ford startet und 1988 seinen ersten Titel holt. 1989 wechselt er zum AMG-Mercedes-Team, für das er in den folgenden Jahren bis 1994 zwei Meistertitel (1992 und 1994, Vizemeisterschaft 1991) mit insgesamt 19 Rennsiegen erzielt. 1995 und 1996 fährt er in der ITC (International Touringcar Championship) für das Opel Team Rosberg. Danach kehrt er zu AMG-Mercedes zurück und gewinnt zusammen mit Ricardo Zonta 1998 die Fahrer- und Teamtrophäe der Internationalen FIA-GT-Meisterschaft. Anschließend beendet Ludwig zunächst offiziell seine Motorsportkarriere, doch im Jahr 2000 startet er wieder bei den neuen Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) auf Mercedes-Benz CLK und beendet die Saison und auch seine Rennfahrerkarriere mit Platz 3 in der Gesamtwertung.
Jochen Mass
Geboren: 30. September 1946 in Dorfen (bei Wolfratshausen)
Jochen Mass, ursprünglich Seemann, beginnt seine abwechslungsreiche Karriere im Motorsport 1968 mit Tourenwagen-Rennen für Alfa Romeo und als Werksfahrer bei Ford in den Jahren 1970 bis 1975. In dieser Zeit gewinnt er 1972 die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Parallel hierzu startet er in der Formel 2 (1973) und in 105 Grands Prix der Formel 1 (1973/74 mit Surtees; 1975 bis 1977 mit McLaren; 1978 mit ATS; 1979/80 mit Arrows; 1982 mit March). Mit dem Titel des Deutschen Sportwagen-Meisters 1985 und im Anschluss an seine Tätigkeit als Werksfahrer bei Porsche bis 1987 wechselt er als Werksfahrer ins Team Sauber-Mercedes. Bis 1991 fährt er für dieses Team in der Gruppe C. Im neuen Silberpfeil, dem Sauber-Mercedes C 9, siegt Jochen Mass 1989 im Team mit Manuel Reuter und Stanley Dickens beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und erringt im gleichen Jahr auch die Vizeweltmeisterschaft. Drei Jahre später (1992) wechselt Mass in das Team-Management der DTM. Bis zum heutigen Tag startet Jochen Mass für Mercedes-Benz regelmäßig bei historischen Veranstaltungen.