Vom Ritzelwagen zum Arocs-Kipper
Auf der Retro Classics 2013 vom 7. bis 10. März in Stuttgart ist Mercedes-Benz mit 14 historischen Lastwagen, drei Neuzeit-Kippern und zwei Schwerlast-Lkw vertreten. Im Nutzfahrzeugbereich in Halle 8 bietet Mercedes-Benz damit einen Rundgang durch die Geschichte der Baufahrzeuge der Nachkriegszeit, überwiegend Allrad-Kipper wie sie einst und teilweise noch heute ihren Dienst im Baugewerbe erfüllen.
Das Spektrum der Exponate reicht von den „Schweren Jungs“ fürs Wirtschaftswunder und den Wiederaufbau in den 50er-Jahren über die Langschnauzer, Rundhauber und die ersten LP-Frontlenker der 60er-Jahre, die sogenannte „Neue Generation“ der 70er- und 80er-Jahre, in denen später die Mikroelektronik bahnbrechende Erfindungen ermöglichte wie ABS (1981), ASR (1986), die Elektronisch Pneumatische Schaltung (EPS), heute „Telligent-Schaltung“ (1985) und schließlich den CAN-Bus, über den die ganze Elektronik gesteuert wird.
Damit war der Weg vorgezeichnet für den Actros, der erstmals 1996 in Hockenheim vorgestellt wurde und nun in den Entwicklungsstufen Actros 1 und Actros 3 als Baufahrzeug auf der Retro Classics zu bewundern ist. Die Mikrochips erlaubten zur Jahrtausendwende Entwicklungen wie das Elektronische Stabilitätsprogramm, den Spurhalte- oder den Notbrems-Assistenten, der im Falle eines Falles eine automatische Vollbremsung einleiten kann – alles Dinge, von denen die einstigen Kapitäne der Landstraße noch nicht einmal zu träumen wagten. Den Stand der Technik markiert bei den Baufahrzeugen der neue Arocs, der in wenigen Tagen auf der Messe „Bauma“ in München (15. bis 21. April) seine Weltpremiere feiert und auf der Retro Classics als Design-Studie zu sehen ist.
Die erste Zündung im Lastwagen, damals noch mit Benzin aus der Apotheke, erfolgte vor 117 Jahren in Bad Cannstatt, wo Gottlieb Daimler 1896 seinen Motorwagen für das Transportgewerbe baute. Schon ein Jahr später stellte die Daimler-Motorengesellschaft ein Gefährt für 5 Tonnen Nutzlast vor. Fünf Tonnen Ziegel oder Sand mit einer Fuhre, das wäre für manchen Häusle-Bauer auch heute noch ein Wort. Kaiser Wilhelm II scherte das wenig: „Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd“, meinte er 1904. Gottlieb Daimler hingegen versprach schon damals: „Auf meine Lastwagen können Sie sich verlassen“. Heute heißt das international auf Englisch: „Trucks you can trust“.
Der „5,0 ton Ritzelwagen“
Der „5,0 ton Ritzelwagen“ mit 35 PS wurde von Daimler von 1908 bis 1911 gebaut. Daimler praktizierte den Ritzelantrieb, Carl Benz in Gaggenau bevorzugte den Kettenantrieb. Vom Prinzip her nimmt schon der erste Lkw von Daimler die bis heute im Baufahrzeug üblichen Außenplanetenachsen vorweg. Ritzel ist die Bezeichnung für das kleinere und treibende Zahnrad in einer Zahnradpaarung. Beim Differentialgetriebe treibt das Ritzel ein größeres Tellerrad an. Die Technik der Außenplanetenachse wurde 1953 verfeinert und in der Folgezeit von zahlreichen Lkw-Herstellern weiterentwickelt. Die heutigen Mercedes-Außenplanetenachsen werden im Werk Gaggenau gefertigt, das im letzten Herbst das 40. Produktionsjubiläum dieser Achsen feierte. Seit 1972 wurden über 2,4 Mio. dieser Spezialachsen hergestellt, die bei Baustellenfahrzeugen in schwerem Gelände für ordentlichen Vortrieb sorgen.
„Trucks you can trust“ im Sinne von Gottlieb Daimler ist damals wie heute kein leeres Versprechen. Das zeigen gerade die Veteranen aus Urgroßvaters Zeiten. Viele funktionieren noch heute wie ein Uhrwerk. Diese Oldtimer sind es, die in früheren Jahrzehnten den guten Ruf der Marke Mercedes-Benz geschaffen haben. Heute stehen die modernen Mercedes-Benz Lkw unbestritten für Qualität. Mehr als eine dreiviertel Million Mercedes-Benz Actros beweisen dies in über 100 Ländern der Erde Tag für Tag durch ihre Zuverlässigkeit.
Quelle: www.mercedes-benz.de